Rudolf-Walther-Stiftung und Round Table beschenkten Kinder in Rumänien
Auf Achse mit den „Rittern der Tafelrunde“ für Kinder in Not
Großer Konvoi brachte 12000 Weihnachtspäckchen und ein
Ausbildungszentrum
Der von der Rudolf-Walther-Stiftung und Round Table Deutschland organisierte
Weihnachtskonvoi ist aus Rumänien zurück. Die zehn LKW und Begleitfahrzeuge
hatten Sachspenden im Wert von fast 400.000.-
Mark für notleidende Kinder nach Rumänien transportiert. Neben mehreren
Tonnen Hilfsgütern waren auch mehr als
12000 Weihnachtspäckchen für Kinder sowie die Einrichtung für ein
Ausbildungszentrum im Kinderdorf der Rudolf-Walther-Stiftung geladen. Sämtliche
Fahrzeuge wurden von Firmen wie etwa Scania in Offenbach oder Mercedes
Charterway in Berlin kostenlos zur Verfügung gestellt.
Das Round Table Ausbildungszentrum Günter Rick,
das derzeit durch bundesweite Benefizaktionen unterstützt wird, soll
benachteiligten Jugendlichen in Rumänien die Chance auf eine bessere Zukunft
eröffnen. Schirmherr dieser Aktion ist Bundesarbeitsminister
Walter Riester. Für den Transport der ersten Einrichtungen, darunter ein
kompletter von WELONDA von der WELLA AG in Darmstadt gespendeter Frisörsalon
sowie von der Firma MAHA in Kempten gespendete Maschinen für eine
Autowerkstatt, hatten sich 25 Mitglieder von Round Table als Fahrer und Helfer
freiwillig gemeldet. Die „Tabler“ kamen aus Kempten, Ingolstadt, Amberg,
Nürnberg, Hof, Wiesbaden, Kronberg, Hanau, Chemnitz, Lüneburg, Wiesmoor, Heide
und Elmshorn. In einer Pressekonferenz wurde dieses Projekt erstmals auch der
Rumänischen Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei betonten Bürgermeister Gheorghé Ciuhandu sowie Vertreter des
Kreisschulamtes und der Kinderkommission die besondere Bedeutung dieses
Projektes für die Stadt Timisoara und den Kreis Timis und bedankten sich bei
Round Table. Die „Tabler“ mit ihrem besonderen sozialen Engagement erinnerten
an die sagenhaften „Ritter der Tafelrunde“ des Königs Artus, lobte eine
Sprecherin.
Direkt
konfrontiert mit der Lebenssituation vieler bedürftiger Kinder wurden die
insgesamt 38 Helfer der Stiftung und Mitglieder von Round Table Deutschland
sowie Journalisten beim Verteilen der Weihnachtspäckchen. Von morgens bis
abends waren die Helfer aus Deutschland über mehrere Tage im Einsatz, um Päckchen
zu verteilen. Die Kleinfahrzeuge des Konvoi wurden im Kinderdorf der
Rudolf-Walther-Stiftung immer wieder mit bunten Päckchen aus den großen
40-Tonner LKW beladen und los ging es mit Dolmetschern zum nächsten Waisenhaus,
Behindertenheim, Krankenhaus, zu einer Schule oder zu einem Kindergarten in
Timisoara und Umgebung, wo sie freudig und manchmal sogar mit einem deutschen
Weihnachtslied empfangen wurden. Die Helfer durchlebten in diesen Tagen ein Wechselbad der Gefühle zwischen tiefer
Betroffenheit über Elend und Armut, in denen viele Kinder leben, und tief
empfundener Freude über das Glück, das sie bei den Kindern verbreiten konnten.
Solche Kinder
sind etwa die Straßenkinder, von
denen viele Schutz und Wärme in der Kanalisation, unter Brücken oder in den
Fernwärmeschächten suchen. „Es ist nicht zu glauben, daß Kinder so leben
müssen“, meinte Andreas Rack vom
Round Table Hanau betroffen, „ ich dachte die ganze Zeit, das ist kein Film
hier, das ist die Realität!“ Viele dieser Kinder sind von einem lieblosen
Zuhause oder aus Heimen geflohen und versuchen nun durch Betteln zu überleben.
Nicht wenige schnüffeln die giftigen Dämpfe von Autolack oder Lösungsmitteln,
um im Rausch für einige Zeit ihrer traurigen Realität zu entfliehen. Die
Weihnachtspäckchen waren denn auch nicht nur willkommene Gaben, sondern für
diese Kinder ein Zeichen dafür, daß sie nicht völlig vergessen sind.
Im Kinderheim von Lugoj, etwa eine
Autostunde von Timisoara entfernt, leben etwa 500 Kinder, darunter viele
geistig und/oder körperlich behinderte Kinder. Die Häuser sind in schlechtem
Zustand und es fehlt an allem. Als die Besucher aus Deutschland vorfuhren und
bunte Päckchen ausluden, schrien und johlten die Kinder vor Glück, umarmten und
drückten die verdutzten Helfer. „Besucher kommen hier so gut wie nie“, erzählte
eine Betreuerin. Gemischte Gefühle aus Mitleid für die behinderten Kinder in
ihrem bescheidenen Zuhause und Sprachlosigkeit über die unglaublich große
Freude, die sie mit ihrem Besuch und den Weihnachtspäckchen bei den Kindern
verursachten, beherrschten die Helfer aus Deutschland. Ein großer, kräftiger
„Tabler“ aus Chemnitz drehte sich weg, weil ihm die Tränen übers Gesicht
strömten.
In einem Krankenhaus in Timisoara wurden
hunderte von bunten Päckchen auf den Kinderstationen verteilt. Dirk Schulz vom Round Table Kronberg
verlief sich auf eine Station, wo er sofort von einer Schwester angehalten
wurde. Es war die Sterbestation. Eine Mutter bat die Schwester den jungen Mann
mit seinem Päckchen zu ihrer Tochter vorzulassen. „Die Ärzte meinen, daß mein
kleiner Engel heute Nacht sterben wird“, flüsterte die Frau, während das Kind
lächelnd auf sein Päckchen blickte.
Als der Konvoi am Freitag Mittag
bei 20 Grad Kälte und glatten Straßen vom Kinderdorf zur etwa dreißig Stunden dauernden
Rückfahrt startete, war es sehr still im Team geworden. Die Erlebnisse,
Eindrücke und Gefühle jener Tage sind nur langsam zu verarbeiten. Aber die
meisten, die dabei waren, wollen wiederkommen. Der nächste gemeinsame Konvoi von Rudolf-Walther-Stiftung und Round
Table Deutschland soll im Frühjahr starten, damit das Ausbildungszentrum Günter
Rick im Sommer eröffnet werden kann.
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