Samstag, 25. Februar 2017

Auf Achse mit den "Rittern der Tafelrunde"...


Rudolf-Walther-Stiftung und Round Table beschenkten Kinder in Rumänien




Auf Achse mit den „Rittern der Tafelrunde“ für Kinder in Not




Großer Konvoi brachte 12000 Weihnachtspäckchen und ein Ausbildungszentrum



Der von der Rudolf-Walther-Stiftung und Round Table Deutschland organisierte Weihnachtskonvoi ist aus Rumänien zurück. Die zehn LKW und Begleitfahrzeuge hatten Sachspenden im Wert von fast 400.000.- Mark für notleidende Kinder nach Rumänien transportiert. Neben mehreren Tonnen Hilfsgütern waren auch mehr als 12000 Weihnachtspäckchen für Kinder sowie die Einrichtung für ein Ausbildungszentrum im Kinderdorf der Rudolf-Walther-Stiftung geladen. Sämtliche Fahrzeuge wurden von Firmen wie etwa Scania in Offenbach oder Mercedes Charterway in Berlin kostenlos zur Verfügung gestellt.



Das Round Table Ausbildungszentrum Günter Rick, das derzeit durch bundesweite Benefizaktionen unterstützt wird, soll benachteiligten Jugendlichen in Rumänien die Chance auf eine bessere Zukunft eröffnen. Schirmherr dieser Aktion ist Bundesarbeitsminister Walter Riester. Für den Transport der ersten Einrichtungen, darunter ein kompletter von WELONDA von der WELLA AG in Darmstadt gespendeter Frisörsalon sowie von der Firma MAHA in Kempten gespendete Maschinen für eine Autowerkstatt, hatten sich 25 Mitglieder von Round Table als Fahrer und Helfer freiwillig gemeldet. Die „Tabler“ kamen aus Kempten, Ingolstadt, Amberg, Nürnberg, Hof, Wiesbaden, Kronberg, Hanau, Chemnitz, Lüneburg, Wiesmoor, Heide und Elmshorn. In einer Pressekonferenz wurde dieses Projekt erstmals auch der Rumänischen Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei betonten Bürgermeister Gheorghé Ciuhandu sowie Vertreter des Kreisschulamtes und der Kinderkommission die besondere Bedeutung dieses Projektes für die Stadt Timisoara und den Kreis Timis und bedankten sich bei Round Table. Die „Tabler“ mit ihrem besonderen sozialen Engagement erinnerten an die sagenhaften „Ritter der Tafelrunde“ des Königs Artus, lobte eine Sprecherin.



Direkt konfrontiert mit der Lebenssituation vieler bedürftiger Kinder wurden die insgesamt 38 Helfer der Stiftung und Mitglieder von Round Table Deutschland sowie Journalisten beim Verteilen der Weihnachtspäckchen. Von morgens bis abends waren die Helfer aus Deutschland über mehrere Tage im Einsatz, um Päckchen zu verteilen. Die Kleinfahrzeuge des Konvoi wurden im Kinderdorf der Rudolf-Walther-Stiftung immer wieder mit bunten Päckchen aus den großen 40-Tonner LKW beladen und los ging es mit Dolmetschern zum nächsten Waisenhaus, Behindertenheim, Krankenhaus, zu einer Schule oder zu einem Kindergarten in Timisoara und Umgebung, wo sie freudig und manchmal sogar mit einem deutschen Weihnachtslied empfangen wurden. Die Helfer durchlebten in diesen Tagen ein Wechselbad der Gefühle zwischen tiefer Betroffenheit über Elend und Armut, in denen viele Kinder leben, und tief empfundener Freude über das Glück, das sie bei den Kindern verbreiten konnten.



Solche Kinder sind etwa die Straßenkinder, von denen viele Schutz und Wärme in der Kanalisation, unter Brücken oder in den Fernwärmeschächten suchen. „Es ist nicht zu glauben, daß Kinder so leben müssen“, meinte Andreas Rack vom Round Table Hanau betroffen, „ ich dachte die ganze Zeit, das ist kein Film hier, das ist die Realität!“ Viele dieser Kinder sind von einem lieblosen Zuhause oder aus Heimen geflohen und versuchen nun durch Betteln zu überleben. Nicht wenige schnüffeln die giftigen Dämpfe von Autolack oder Lösungsmitteln, um im Rausch für einige Zeit ihrer traurigen Realität zu entfliehen. Die Weihnachtspäckchen waren denn auch nicht nur willkommene Gaben, sondern für diese Kinder ein Zeichen dafür, daß sie nicht völlig vergessen sind.



Im Kinderheim von Lugoj, etwa eine Autostunde von Timisoara entfernt, leben etwa 500 Kinder, darunter viele geistig und/oder körperlich behinderte Kinder. Die Häuser sind in schlechtem Zustand und es fehlt an allem. Als die Besucher aus Deutschland vorfuhren und bunte Päckchen ausluden, schrien und johlten die Kinder vor Glück, umarmten und drückten die verdutzten Helfer. „Besucher kommen hier so gut wie nie“, erzählte eine Betreuerin. Gemischte Gefühle aus Mitleid für die behinderten Kinder in ihrem bescheidenen Zuhause und Sprachlosigkeit über die unglaublich große Freude, die sie mit ihrem Besuch und den Weihnachtspäckchen bei den Kindern verursachten, beherrschten die Helfer aus Deutschland. Ein großer, kräftiger „Tabler“ aus Chemnitz drehte sich weg, weil ihm die Tränen übers Gesicht strömten.



In einem Krankenhaus in Timisoara wurden hunderte von bunten Päckchen auf den Kinderstationen verteilt. Dirk Schulz vom Round Table Kronberg verlief sich auf eine Station, wo er sofort von einer Schwester angehalten wurde. Es war die Sterbestation. Eine Mutter bat die Schwester den jungen Mann mit seinem Päckchen zu ihrer Tochter vorzulassen. „Die Ärzte meinen, daß mein kleiner Engel heute Nacht sterben wird“, flüsterte die Frau, während das Kind lächelnd auf sein Päckchen blickte.



Als der Konvoi am Freitag Mittag bei 20 Grad Kälte und glatten Straßen vom Kinderdorf zur etwa dreißig Stunden dauernden Rückfahrt startete, war es sehr still im Team geworden. Die Erlebnisse, Eindrücke und Gefühle jener Tage sind nur langsam zu verarbeiten. Aber die meisten, die dabei waren, wollen wiederkommen. Der nächste gemeinsame Konvoi von Rudolf-Walther-Stiftung und Round Table Deutschland soll im Frühjahr starten, damit das Ausbildungszentrum Günter Rick im Sommer eröffnet werden kann.


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